Strategieorientierte Planung im kooperativen Staat

von: Alexander Hamedinger, Oliver Frey, Jens S. Dangschat, Andrea Breitfuss

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531908045 , 369 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 38,66 EUR

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Strategieorientierte Planung im kooperativen Staat


 

Strategieorientierte Planung und die Rolle des Planers bzw. der Planerin (S. 283-285)

Einleitung

Oliver Frey Strategieorientierte Planung ist in den Kontext eines Paradigmenwechsels hin zu postmodemen und postpositivistischen Planungsverstandnissen einzuordnen. Dabei spielen die Kommunikations- und Beteiligungsformen, die Einordnung von Planung in einen sozial-politischen Kontext sowie die Entwicklung von neuen Kooperationsformen eine wesentliche Rolle. Das linear-technisch-praktische Modell von Planungsablaufen wird in ein komplexes, dynamisches Verstandnis uberfiihrt. Solch ein Verstandnis von Planung bringt auch neue Rollen und Aufgaben von Planerlnnen hervor.

Unflexible und relativ enge Planungsinstrumente miissen durch Verfahren und Strategien erganzt werden, welche Beweglichkeit abbilden und aufiiehmen konnen. Raumplanung steht vor der Aufgabe, ein neues Planungsverstandnis zu entwickeln, welches die Planung als einen schrittweisen sozialen Prozess auffasst und in dessen Verlauf Konsensbildung und Koordination der unterschiedlichen Interessenslagen und Ansprüche im Raum erfolgt. Raumplanung muss Abschied nehmen von der umfassenden Planentwicklung hin zu leistbaren Zielund Rahmensetzungen und der Vermittlung von strategischer Orientierung.

Auch die (Weiter)Entwicklung von flexiblen Instrumenten und Methoden, um nichtsteuerbare Entwicklungen und Selbstorganisationen im sozialen Raum zu verstehen, steht auf der Tagesordnung. Schließlich soil sich eine strategieorientierte Planung auch selbst um die Umsetzung ihrer Ziele bemtihen, stets mit in dem Wissen, dass sie eine Orientierungsfunktion fur gesellschaftliche Entwicklungen besitzt.

Barbara Zibell fragt in ihrem Beitrag nach den zu Grunde liegenden Konzepten einer strategieorientierten Planung. Sie weist auf den Ursprung des Begriffs aus der strategischen Untemehmensfuhrung hin und untersucht die Rolle von Leitbildem, die Bedeutung von Innovation und Selbstorganisation sowie informelle Netzwerke als Charakteristika einer strategieorientierten Planung. Zum Abschluss ihres Beitrages stellt sie die neue Rolle von Planerlnnen dar, indem sie in der Formulierung von Leitbildem und Zielsystemen, in der Beachtung von Kontexten und in der Anwendung „weicher" kommunikationsorientierter Methoden eine wesentliche Aufgabe von Planung sieht.

Sie schließt ihren Beitrag mit dem Fazit, dass strategieorientierte Planung in pluralistischen, demokratischen Gesellschaften eine wichtige Funktion in der Sicherung einer Ge meinwohlorientierung hat: „Dabei spielt die Kommunikation von Leitbildem und Zielsystemen und der Einbezug auch und gerade derjenigen, die sich nicht selbst zu Akteurlnnen machen (konnen), als zentraler Bestandteil jeder politisch legitimierten Strategie eine zentrale Rolle."

Deike Peters legt in ihrem Beitrag den Schweq)unkt auf die planungstheoretische Begrtindung von Beteiligungs- und Kommunikationsmodellen einer strategieorientierten Planung. Sie hinterfragt kritisch die theoretische Anlehnung von Beteiligungs- und Kommunikationsmodellen an die Habermannsche „Theorie des kommunikativen Handelns" und sein Konzept der „idealen Sprechsituation" durch eine Gegentiberstellung des Foucaultschen Ansatzes der Verkntipfung von Diskursen mit Machtfragen und der Wissensproduktion.

Am Ende ihres Beitrages nimmt sie den Begriff des „deliberative planning" von John Forester auf und zeigt daran, dass die diskursorientierte Wende in der strategieorientierten Planung einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung des technokratisch-rationalistischen Ansatzes von Planung leistet. Sie schreibt, dass deliberative Planungs- und Politikansatze „die Rolle von Kommunikation nicht als Selbstzweck [betonen], sondem explizit zur Normsetzung."

Der Beitrag von Friedhelm Fischer zeigt anhand einer Fallstudie zur australischen Hauptstadt Canberra den Wandel der Stadtentwicklungsplanung auf. Er teilt diesen in die Phasen „Fruhmodeme", „klassische Modeme", „Postmodeme", „katastrophale Modeme" und schlieBlich „Nachmodeme" ein. Er setzt dabei den Wandel und die Funktion unterschiedlicher Planungsphasen und Plane, Leitbilder und die Rolle von Architektur zu einem gesellschaftlich-politischen Strukturwandel in Bezug. Am Ende seines Beitrages wirft er die Frage auf, ob die gegenwartige Phase einer planerischen Neuorientierung in Canberra in die aktuelle Debatte um strategieorientierte Planung eingeordnet werden kann und welche Rolle dabei prozess- und partizipationsorientierte Modelle spielen.