Hundesenioren mit Martin Rütter - Zusammenleben mit Grauen Schnauzen

Hundesenioren mit Martin Rütter - Zusammenleben mit Grauen Schnauzen

von: Martin Rütter, Andrea Buisman

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2020

ISBN: 9783440501252 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 16,99 EUR

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Hundesenioren mit Martin Rütter - Zusammenleben mit Grauen Schnauzen


 

Melanie und Dolores Hofmann mit Foxy


Foxy ist ein Jack Russell Terrier-Mädchen und im Alter von 8 Wochen vom Bauernhof zu uns gekommen. Sie war günstiger als ihre Geschwister, weil sie einen Überbiss hatte, ein richtiges Schnäppchen also. Die anderen Familien wollten sie aufgrund ihres Fehlers nicht, ich fand sie aber gerade deshalb besonders. Und wir blieben über alle Lebensphasen zusammen: Welpenalter, Pubertät, Erwachsensein und letztlich auch das Alter.

Dass Foxy alt wird, wurde mir das erste Mal so richtig bewusst, als ich mit ihr Agility ausprobieren wollte. Da war sie ca. 12 Jahre alt! Sie hat alle Übungen gemeistert. Doch als ich sie noch einmal durch den Reifen schicken wollte, setzte sie sich hin, legte den Kopf schief und sah mich ganz müde an. Ihr Blick sagte deutlich: „Es reicht doch jetzt wirklich, ich schaffe nicht noch eine Runde.“ Bis zu diesem Zeitpunkt war sie immer bei jedem Spaziergang mit dabei, war mit unseren anderen Hunden mitgelaufen, hat unermüdlich apportiert. Nach diesem Erlebnis habe ich aber bewusster darauf geachtet, was ich Foxy noch zumuten konnte, denn ich wollte sie auf keinen Fall überfordern.

Ein Jahr später kam dann der große Schock, mit fast 13 Jahren erkrankte sie am Vestibularsyndrom. Ich machte mir große Sorgen um mein Ömchen, aber ich muss sagen, dass sie sich wirklich sehr gut davon erholt hat. Lediglich die leicht schiefe Kopfhaltung blieb. Vielleicht war sie noch etwas tüddeliger durch den Anfall geworden, vielleicht lag es aber auch einfach an ihrem Alter, ich hatte damals plötzlich große Angst um sie. Nach dem Anfall habe ich viel geweint, da ich mich bewusst damit auseinandersetzen musste, dass wir irgendwann nicht mehr jeden Tag zusammen sein können. Doch letztlich konnte ich dann diese letzten drei Jahre mit ihr umso mehr genießen, da mir klar wurde, dass jeder Augenblick zählt und der Abschied einfach irgendwann zum Leben dazugehört.

Seit der Erkrankung am Vestibularsyndrom hat Foxy eine leicht schiefe Kopfhaltung.

Und ... es gibt so viele schöne Momente, die einem ein Lachen ins Gesicht zaubern, auch heute noch in der Erinnerung. Der Rückruf ging mit etwa 15 Jahren leider gar nicht mehr, da sie nichts mehr hörte. Okay, nicht schlimm – kommt sie halt an die Leine. Aber man meint nicht, was die kleine Omma auf einmal laufen konnte, wenn es ihr plötzlich in den Sinn kam. So schnell kam ich gar nicht hinterher! Danach befand sie sich dann für mindestens einen Tag im Tiefschlaf, denn mit 15 Jahren Vollgas geben geht, strengt aber doch ungemein an. Beim Apportieren konnte es passieren, dass Foxy zum Futterbeutel rannte, ihn einmal ins Maul nahm, losließ und wieder zu mir zurückkam. Ohne Beutel. Wenn wir dann zusammen zum Futterbeutel liefen, freute sie sich total, dass der Beutel dort lag. Vermutlich hatte sie auf dem Rückweg schon längst vergessen, was sie eigentlich dort wollte. Auch die Sehkraft ließ irgendwann nach. Das bedeutete, dass sie immer wieder einmal nach dem Leckerchen schnappte, egal ob da jetzt der Keks oder ein Finger dazwischen war. Es konnte dann auch passieren, dass sie den Finger für einige Sekunden im Maul behielt und darauf herumkaute, bis sie merkte, dass es sich doch nicht um Futter handelte.

Im Alter entschleunigte sich nicht nur Foxy, sie entschleunigte mich gleich mit. Spaziergänge dauerten viel länger, obwohl sie von der Strecke tendenziell immer kürzer wurden. Manchmal blieb sie einfach stehen und schaute in der Gegend herum. Sie konnte auch ewig lang an einem spannend riechenden Grashalm schnuppern. Stellen, die ihr wichtig waren, wurden bis ins hohe Alter immer noch markiert. Oft sammelte sie sich danach kurz, brachte sich in Position und dann wurde heftig gescharrt. Dass sie dabei oftmals umkippte, da die Muskeln immer mehr abbauten, je älter sie wurde, spielte für sie keine Rolle. Andererseits vergaß sie manchmal sogar, dass sie sich lösen musste. Sie stand vor der Tür und wollte unbedingt hinaus. Draußen angekommen, schaute sie hier, schaute da, und rannte dann voller Freude zurück ins Haus. Dort angekommen, stellte sie fest, dass sie dringend musste, und ließ es laufen.

Im letzten Jahr wurde sie oft wach, stand auf und blieb mitten im Raum stehen. Ich musste dann zu ihr hingehen und sie von vorne oder von der Seite anstupsen. Sie schaute mich daraufhin ganz erstaunt an und taperte wieder zu ihrer Decke. Das konnte auch mitten in der Nacht passieren, sodass ich selbst oft nicht viel Schlaf bekam. Aber ganz ehrlich ... ich habe das gern für meine alte Foxy getan. Es waren die Stunden, die uns eng verbanden.

Mit 16 Jahren und 2,5 Monaten wollte ihr Herz nicht mehr mitmachen. Deshalb haben wir uns schweren Menschenherzens entschlossen, Foxy gehen zu lassen. Wir waren alle zusammen und Foxy durfte in meinen Armen in eine andere Welt losdüsen. So zerbrochen, wie wir uns fühlten, fühlte es sich trotzdem aus tiefstem Herzen richtig an.

Jack Russell Terrier-Hündin Foxy ist mit ihren knapp 16 Jahren ein geliebtes Mitglied der ganzen Familie und wird auch von der großen Mischlingshündin Tink voll akzeptiert.

WIE ALT KÖNNEN HUNDE WERDEN?


Generell gilt, dass kleinere Hunde in der Regel ein höheres Alter erreichen als die großen Vertreter ihrer Art. Häufig sind sie zudem länger fit und haben weniger körperliche Einschränkungen, insbesondere in Bezug auf die Riesenrassen. Halter von Deutschen Doggen freuen sich bereits über das Erreichen des 8. Lebensjahres ihrer Vierbeiner. Schaut man sich dagegen einen Terrier in diesem Alter an, scheint er gerade erst in der Blüte seines Lebens zu stehen und kann locker das Doppelte an Jahren und oftmals sogar noch etwas darüber erreichen. Unter Jägern gibt es den Spruch:

5 Jahre ein junger Hund,

5 Jahre ein guter Hund,

5 Jahre ein alter Hund!

Und so rechnet man in der Tat bei den mittelgroßen Rassen wie dem Border Collie oder Dalmatiner, aber auch bei vielen Jagdhunden wie den Retrievern oder Vorstehhunden, mit einem durchschnittlichen Lebensalter von 13 bis 15 Jahren.

Mit seinen 18 Jahren gilt der Mischlingsrüde Charly als Methusalem unter den Hunden. Martin Rütter stützt ihn, da er manchmal schon sehr wackelig auf den Beinen ist.

DIE ÄLTESTEN HUNDE

Der Australian Cattle Dog Bluey, der in Australien gute 20 Jahre im aktiven Arbeitseinsatz an den Schafen war, wurde laut seines Besitzers, Les Hall, 29 Jahre und 5 Monate alt, erreichte also ein geradezu unglaubliches Alter, bevor er 1939 verstarb. Australian Kelpie-Hündin Maggie starb 2016 im Alter von 30 Jahren. Für einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde reichte es aber nicht, da Maggies Besitzer die Geburtsurkunde verloren hatte und somit keinen gesicherten Nachweis erbringen konnte. Auch wenn ein solches Alter natürlich die absolute Ausnahme darstellt, findet man im Internet immer wieder Berichte über Hunde, die weit über 20 Jahre alt sind. Dabei handelt es sich sowohl um Mischlinge als auch um Rassehunde, und erstaunlicherweise sind es nicht nur die sehr kleinen Rassen, die ein solches Alter erreichen. Bei den größeren Rassen liest man häufiger von Hütehunden wie dem Kelpie, Cattle Dog oder Border Collie, also Rassen, die speziell für anspruchsvolle Belastung bei harter Arbeit gezüchtet wurden. So ist es doch nicht wirklich erstaunlich, dass diese Hunde länger leben als andere Vertreter ihrer Art. Ungewöhnlich ist aber z. B. das Alter der Berner Sennenhündin Penny, die laut Angabe ihrer Familie 25 Jahre alt wurde. Bei so großen Rassen findet man ein solches Alter nun wirklich selten, wobei hinzukommt, dass es gerade bei Berner Sennenhunden große Probleme in Bezug auf das Erreichen eines hohen Alters gibt. Das Durchschnittsalter dieser Rasse wird mit etwa 8 Jahren angegeben, also deutlich unter dem Durchschnitt anderer Rassen ähnlicher Größe. Grund hierfür sind die vielen Krankheiten, unter denen Hunde dieser Rasse häufig leiden, wie z. B. Nieren- und Krebserkrankungen.

Offensichtlich bedingt beim Hund in der Regel jedoch die Größe das zu erwartende Alter: Je kleiner der Hund ist, desto älter kann er werden.

LEBENSERWARTUNG ANDERER TIERARTEN

Schaut man sich in der Natur andere Tierarten an, zeigt sich erstaunlicherweise genau das Gegenteil. Elefanten werden etwa 60 bis 70 Jahre alt, Nilpferde 40 bis 50 Jahre, Bären und Kühe 20 bis 30 Jahre, Maulwürfe dagegen nur 4 bis 6 Jahre und Hamster bzw. Mäuse sogar nur 2 bis 3 Jahre. Lange Zeit ging man davon aus, dass Ursache hierfür der langsamere Stoffwechsel sei. Doch Papageien und Sittiche, die nun wirklich nicht zu den großen Tieren gehören und mit einem Herzschlag von etwa 300-mal pro Minute mit Sicherheit keinen langsamen Stoffwechsel haben, passen leider so gar nicht in diese These. Was wirklich für ein langes Leben verantwortlich ist, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Diskutiert wird u. a. die Lebensweise (wenig Feinde, gesicherte Lebensbedingungen), die Ernährung (Nahrung, die sich nicht schnell bewegt/vegan/vegetarisch), die Aktivität (je weniger aktiv, desto älter), aber auch genetische Faktoren sollen eine Rolle spielen.

EINFLÜSSE AUF DAS ALTER BEIM HUND

Dass Umwelteinflüsse, und hier insbesondere die Ernährung und Haltung des Hundes in Bezug auf das Alter eine Rolle spielen, ist längst bekannt.
Defizite können die Lebenserwartung deutlich verkürzen, aber auch ein „Zuviel“ kann sich negativ auswirken. Genauso wie beim Mensch führt Übergewicht beim Hund zu Herzkrankheiten, Diabetes und Gelenkserkrankungen. Bei Wildtieren gibt es diese Problematik kaum, denn ein...