Wissensmanagement

von: Christoph Soukup

Gabler Verlag, 2001

ISBN: 9783409117517 , 287 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,90 EUR

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Wissensmanagement


 

Wir ertrinken in Information, aber uns dürstet nach Wissen.
(John Naisbitt)

1. Analyse klassisch-instrumenteller Lösungsangebote (S. 87-88)

1.1 Streifzug durch die Welt des Wissensmanagements

Im Folgenden sind Sie als Leser zu einem Streifzug durch die Welt des Wissensmanagements eingeladen. Um zu einem Urteil darüber zu gelangen, ob Modelle des Managements von Wissen die bzw. eine adäquate Lösung auf Wissensprobleme in Unternehmen darstellen können, ist es notwendig, sich zunächst einen Überblick über vorhandene Konzepte zu verschaffen. Dafür werden wir unterschiedliche Ansätze des Managements von Wissen näher beleuchten. Wir wollen uns ein Verständnis dafür erarbeiten, wie dem problematisch gewordenen Umgang mit Wissen in Unternehmen von der Literatur bislang konkret begegnet wird. Letztendlich dient diese Analyse im weiteren Gang unserer Überlegungen als Mosaikstein in der Einschätzung darüber, ob für die Lösung des Problems, das Wissen für Unternehmen darstellt, eine Verfeinerung des klassischen Managementinstrumentariums ausreichend bzw. passend ist. Das für diese Art von Streifzug adäquate Transportmittel ist das Flugzeug. Aus der Vogelperspektive wollen wir Einblick nehmen in diese Welt des Wissensmanagements.

Selbstverständlich lässt sich aus dieser Flugperspektive nicht jede Erhebung, hinter der sich eventuell ein interessanter Aspekt verbirgt, umkreisen. Eine erschöpfende Darstellung einzelner Ansätze liegt jedoch nicht in der Intention dieses Abschnitts;48 Zielsetzung ist dagegen, Muster der Bearbeitung von Wissensproblemen herauszuschälen und den hinter einzelnen Ansätzen liegenden Rationalitäten nachzuspüren. Erschwert wird der Blick auf das Thema dadurch, dass es von unterschiedlichen Disziplinen besetzt wird. Jede dieser Disziplinen beleuchtet es vor dem Hintergrund ihrer spezifischen Perspektive, so dass kaum von einem gemeinsamen Kern oder einer geteilten Problemsicht gesprochen werden kann.

Fragestellung und Fokus hängen immer von der zu Grunde liegenden Forschungsdisziplin ab: Informatik bzw. informationstechnologische Ansätze, Forschungen zur künstlichen Intelligenz, Innovationsforschung, Organisationstheorie, Personal-, und Organisationsentwicklung, um nur einige zu nennen. Zudem ist Wissensmanagement aus der Unternehmens- und Beratungspraxis in die wissenschaftliche Diskussion „übergeschwappt". So prägen auch heute noch die Erörterung von Fallstudien und die praxiszentrierte Diskussion unternehmerischer Herausforderungen rund um Wissensmanagement den (wissenschaftlichen) Diskurs sehr stark mit. Erfahrungsberichte, die praktische Erfahrungen auswerten, klassifizieren und generalisieren, um so praxisrelevante Handlungsempfehlungen ableiten zu können, stehen gleichrangig neben Konzepten, die generelle Überlegungen als Ausgangspunkt für die Formulierung von Vorschlägen und Rezepten zum Management von Wissen nehmen.

Dennoch haben sich in der Literatur zum Wissensmanagement erste Konturen eines Mainstreams herausgeschält, der beinahe schon paradigmenprägend wirkt. Und das trotz der vielfältigen Disziplinen, die sich des Themas annehmen. In diesem Abschnitt wollen wir uns diesem Mainstream der Wissensmanagementkonzepte widmen, die hier mit dem Oberbegriff „klassisch-instrumentell" zusammengefasst werden. Denn ein wesentliches Charakteristikum für diese Hauptströmung ist, dass einem sehr instrumentellen Verständnis von Wissensmanagement gefolgt wird, hinter dem sich klassische Sichtweisen der zentralen Begriffe verbergen. Gemeint ist ein Verständnis, das sich vornehmlich an der klassischen Managementlehre orientiert.

Was das genau heißt, wird in Teil C näher ausgeführt. Von Mainstream lässt sich durchaus in zweierlei Hinsicht sprechen: Erstens folgt ein Großteil der einschlägigen Literatur den darin angelegten Pfaden und zweitens ist die Rezeption gerade solcher Ansätze in der interessierten Fachöffentlichkeit (und damit auch in Unternehmen, zumindest dem von mir beobachteten) entsprechend groß. Man kann davon ausgehen, dass der an Wissensmanagement interessierte Praktiker vornehmlich Literatur in die Hand nehmen wird, die ihm Einsichten zum Thema Wissensmanagement verspricht.

Es werden also zunächst nur Quellen, die schon im Titel einen Bezug zum Thema herstellen und gleichzeitig in den Mainstream passen, das beeinflussen können, was gemeinhin über Wissensmanagement gesagt und gedacht und was in seinem Zeichen getan wird. Wenn in diesem Zusammenhang von der klassischen Idee, von instrumentellen Ansätzen zum Management von Wissen die Rede ist, so sollen damit diejenigen Modelle und Konzepte gemeint sein, die sich explizit mit Wissensmanagement als ihrem Gegenstand beschäftigen, sich dabei in den Mainstream des Wissensmanagements einfügen und zudem einen originären Beitrag zum Diskurs geleistet und nicht nur vorhandene Ansätze aufgearbeitet haben.

Wenn an der einen oder anderen Stelle der Eindruck einer karikierten oder leicht überzeichneten Darstellung entsteht, so ist dies nicht in der Absicht geschehen, die dargestellten Argumente und Überlegungen abzuwerten. Entscheidet man sich für das Flugzeug als Transportmittel, so ist das ein bewusster Verzicht auf detailgetreue Erkenntnis mit dem Vorzug eines rasch zu gewinnenden Überblicks. Noch etwas: Mit dem Vorsatz, Kritik zu formulieren, ist immer die Gefahr verbunden zu überzeichnen. Und manches Mal ist es schlichtweg auch notwendig, um den eigenen Standpunkt klarer herauszuarbeiten. Ergebnis dieses Abschnitts sind demnach noch rohe, unbehauene Blöcke, die erst durch den weiteren Gang der Arbeit feiner ziseliert werden können.