Neo-Nature - Der große Sehnsuchtsmarkt Natur

Neo-Nature - Der große Sehnsuchtsmarkt Natur

von: Ingrid Schick, Anja Kirig

Zukunftsinstitut GmbH, 2008

ISBN: 9783938284414 , 116 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 75,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Neo-Nature - Der große Sehnsuchtsmarkt Natur


 

Branche: Garden & Living (S. 69-70)

Wie Neo-Nature die Gestaltung unseres Alltags verändert

Egal, ob Guerilla Gardening, Revival der Schrebergärten, Gartenreisen, Gartenausstellungen, Garten-Center, Designer-Gartenmöbel, -Accessoires und -Laube oder Baumhaus: Neo-Nature wird immer mehr zum festen Bestandteil des Alltags und Naturerlebnis zum treibenden Motiv des Konsumverhaltens. Der Bundesverband deutscher Gartenfreunde beobachtet, dass sich der spürbare Übergang von der Spaß- zur Sinngesellschaft auch in einer veränderten Einstellung zum Garten manifestiert.

Thomas Wagner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Verbandes, formuliert es so: „Ein Garten steht für gesunde Lebensführung und Gelassenheit, fungiert als Gestaltungsraum und weckt kreatives Potenzial". Gabrielle Pape geht noch weiter: „Gärtnern ist der neue Sex!" Die 44- Jährige muss es wissen. Sie erweckte im Mai 2008 in Berlin-Dahlem die „Königliche Gartenakademie" (www.koenigliche-gartenakademie.de) zu neuem Leben und sieht sich seither mit Heerscharen von Ratsuchenden konfrontiert. „Wir kümmern uns um Amateure, die die P. anzen zu ihrem Hobby gemacht haben", sagt die Gartenakademie-Che. n. Geplant sind Vorträge und Workshops rund um die P. anzenkunde und Gartengestaltung. In den anderen Häusern kommen Gartenmöbel und -geräte, Staudenmarkt, Floristik und ein Café unter.

Seit Jahren wachsen die Ausgaben für Balkon und Garten. Auf über 10 Milliarden Euro wird laut BBE-Branchenreport der deutsche Gartenmarkt geschätzt. Laut TdW 2006/2007 geben fast zwei Drittel der Befragten an, mehr als 100 Euro jährlich für ihren Garten auszugeben. Immerhin gilt es laut Industrieverband Garten (www.ivg.org) 40 Millionen Gärten und Balkone zu verschönern. Laut Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2007 sind 57 Prozent der Bevölkerung prinzipiell an Gartenp. ege und –gestaltung interessiert. Vor allem die kaufstarke Best Ager-Generation ist zu 42 Prozent besonders interessiert (60- bis 69-Jährige).

Doch vom Virus Natur sind alle Altersgruppen in. ziert. „Es ist gigantisch, was sich auf dem Markt tut. Im Garten entwickelt sich eine ganz neue Lebenskultur", stellt die Gartenarchitektin Petra Hirsch von der Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. fest. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich die Gartenfreunde aber als aufgefrischte Spezies. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass ein junges Publikum die Schrebergärten stürmt.

Das Durchschnittsalter von Pächtern in Kleingartenanlagen sei in den vergangenen zehn Jahren von 56 auf 47 Jahre gesunken, vermeldet der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. Tatsächlich liegt es aber mittlerweile weit darunter, da häu. g noch die Großväter und Väter als Pächter eingetragen sind, obwohl die Enkel bereits im Garten aktiv sind. Der Garten avanciert zu einem Lifestyle-Refugium: Paradigmenwechsel im Schrebergarten In allen Kulturepochen sind Gärten angelegt worden, um darin Ruhe und sich selbst zu finden, sich den Musen hinzugeben und sich wohlzufühlen. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, einen Garten so anzulegen, dass er diesen Bedürfnissen gerecht wird.

Der Garten oder der begrünte Balkon avanciert für Neo-Natures zu einem bevorzugten Refugium. Wer keinen hat, sucht sich außerhalb der eigenen vier Wände Alternativen: betreibt Guerilla-Gardening, p. egt Baumringe vor der Haustüre oder pachtet einen Schrebergarten. Letztere feiern derzeit ein hippes Comeback und Kleingartenvereine registrieren verstärkt Anfragen – vor allem von jungen Städtern. Der Unterschied zum Schrebergarten früherer Zeiten: Im modernen Schrebergarten wird nicht mehr geschrebert, sondern es entstehen kleine Idyllen. Die eigene Parzelle Land, das Bestellen des Ackers, scheint gerade für die modernen Jobnomaden eine wichtige Erdung zu bieten.