Aktuelle Epilepsietherapie: kurzgefasst

Aktuelle Epilepsietherapie: kurzgefasst

von: Christian E. Elger, Dieter Schmidt

W. Zuckschwerdt Verlag, 2007

ISBN: 9783886039258 , 46 Seiten

4. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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Aktuelle Epilepsietherapie: kurzgefasst


 

4. Nicht-epileptische Attacken und Episoden (S. 31-32)

Wie diagnostiziere ich psychogene Anfälle?

Definition: Psychogene Anfälle sind attackenförmige Verhaltensstörungen, die klinisch-phänomenologisch epileptischen Anfällen ähneln, denen jedoch keine derzeit fassbare organische Hirnfunktionsstörung zugrunde liegt. Die Inzidenz beträgt 3/100000, mit einem Gipfel zwischen 25 bis 45 Jahren. Es wird geschätzt, dass etwa 10% der Patienten mit schwer behandelbaren Epilepsien zusätzlich psychogene Anfälle aufweisen.

Die Dauer ist variabel, meist aber über 1–2 Minuten und somit länger als entsprechende epileptische Anfälle. Die motorischen psychogenen Anfälle zeichnen sich meist durch unkontrolliertes Umherschlagen der Extremitäten und Seitwärtsdrehen des Rumpfes aus, der klassische „arc de cercle" nach oben ist eher ungewöhnlich. Charakteristisch sind geschlossene Augen, Fuchteln, Hin- und Herschlagen des Kopfes und kohabitationsähnliche Beckenbewegungen. Schlagen und Aggressionshandlungen kommen im Gegensatz zu epileptischen Anfällen vor. Psychogene, nichtepileptische Anfälle können auch als Status auftreten und mit einem Status epilepticus verwechselt werden. Der psychopathologische Befund mit psychogenen Anfällen ist uneinheitlich. Bei nicht somatoformen psychogenen Anfällen stehen depressive und ängstliche Symptome im Vordergrund. Minderbegabung ist nicht ganz selten.

Vorsicht: Hin- und Herschlagen des Kopfes und kohabitationsähnliche Beckenbewegungen kommen auch bei frontalen und temporalen epileptischen Anfällen vor. Lachen ist kein sicher psychogenes Anfallssymptom, kommt auch bei hypothalamischen Hamartomen vor.

Empfehlung: Bei Verdacht auf psychogene Anfälle (auf geschlossene Augen achten!), wird eine neurologische und psychiatrische Untersuchung in einem Epilepsiezentrum empfohlen. Unbedingt darauf achten, dass nach Absetzen der Antiepileptika diese nicht wieder vom Patienten eingenommen oder wieder verschrieben werden. Dies ist häufig nur bei kontinuierlicher Weiterbetreuung gewährleistet.

Was sind konvulsive Synkopen?

Definition: Synkopen mit ausgeprägten Myoklonien. Die Augen sind bei Synkopen geöffnet, der Blick ist meist nach oben gerichtet. Im Unterschied zu epileptischen Anfällen sind jedoch synkopale Zuckungen meist milder, irregulär, dauern kaum länger als 10 Sekunden und setzen immer erst nach dem Sturz ein. Sie gehen nicht mit kortikalen Entladungen im EEG einher, da es sich um motorische Enthemmungsphänomene des Hirnstamms handelt.

Erhaltene Atmung, Gesichtsblässe und schnelle Erholung sprechen gegen einen tonisch-klonischen Anfall. Zungenbiss, anhaltende tonische und rhythmische klonische Bewegungen, postparoxysmale Kopfschmerzen und Verwirrtheit kommen bei unkomplizierten Synkopen im Gegensatz zu generalisierten tonisch-klonischen Anfällen nicht vor. Allerdings können nach einer längeren zerebralen Ischämie generalisierte tonisch-klonische Anfälle auftreten.