Allgemeine Krankheitslehre kompakt

von: Rudolf Meyer

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456935614 , 113 Seiten

10. Auflage

Format: PDF, OL

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Preis: 12,99 EUR

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Allgemeine Krankheitslehre kompakt


 

2 Pathologie der Zelle (S. 27)

2.1 Einleitende Bemerkungen
Die Zelle ist die kleinste organisierte Einheit des lebenden Organismus. Schon Rudolf Virchow (1821 – 1902) hat in seiner Zellulartheorie erkannt, dass in der Zelle entscheidende Vorgänge bei der Entstehung einer Krankheit stattfinden. Wesentliche Kenntnisse über Bestandteile der Zelle und ihrer Funktionen wurden durch den Einsatz morphologischer Methoden (Elektronenmikroskopie, Immunfluoreszenzmikroskopie u. a.) erbracht.

Die Zelle ist ein biokybernetisches System, sie ist in der Lage, äußere Störungen auszugleichen, um dadurch das System in gewissen Grenzen stabil zu halten. Das bedeutet, dass ihre Regelgröße variabel ist und sich veränderten äußeren Einflüssen der «Störgröße» anpassen kann. Diesen Vorgang bezeichnet man als Adaptation. Wird eine Störgröße durch Einwirkung anderer Regelsysteme ausgeglichen, liegt eine Kompensation vor, wobei die betroffene Regelgröße zumeist eingeschränkt ist.

Zu den Elementen dieses Systems gehören: Zellkern (Nucleus) mit Karyoplasma, Nucleolus und Kernmembran endoplasmatisches Retikulum in granulärer und agranulärer Form sowie die Polysomen

- Golgi-Komplex
- Mitochondrien
- Lysosomen
- Microbodys
- Grundplasma (Hyaloplasma)
- Plasmamembran (Zellmembran).

Trotz umfangreichen Wissens über Details sind die Beziehungen der Strukturelemente der Zelle untereinander und insbesondere ihre Bewertung noch Gegenstand intensiver Forschung. Bei den pathologischen Veränderungen der Zelle werden deshalb nur solche besprochen, die das Gesamtsystem «Zelle» betreffen.

Selbstverständlich können alle Zellelemente spezielle pathologische Veränderungen aufweisen, die ohne Folgen für das Gesamtsystem bleiben oder aber zu seinem Zusammenbruch führen können.

2.2 Störungen der Zellteilung
Die Störungen der Zellteilung betreffen nur diejenigen Zellen, die nach abgeschlossener Entwicklung noch die Fähigkeit zur Teilung besitzen. Es handelt sich dabei um Zellen mit intermitotischem und reversiblem postmitotischen Wachstum (Abb. 2-1).

Störungen während der Mitose
Während der Mitose können folgende Störungen auftreten:

Eine Dreiteilung des Zentrosoms zu Beginn der Prophase führt zur Ausbildung von drei Spindeln mit entsprechender Chromosomenanordnung in Form eines dreifachen Sterns (Triaster) zwischen den Spindeln. Ausbleiben der Kernmembranauflösung am Ende der Prophase führt durch die vorangegangene DNA-Synthese zur Verdopplung oder – bei weiteren gleichartig gestörten Teilungsschritten – zur Vervielfachung (Polyploidie) des Chromosomensatzes (Endomitose).

Dadurch entstehen Zellen mit vergrößertem Kern, d. h. Riesen(kern)zellen mit veränderter Kern- Plasma-Relation. Störungen der Entstehung der Äquatorialplatte in der Metaphase sind:

- Verklumpung der Chromosomen Verlagerung der Metaphasenplatten aus der Äquatorialebene
- ungleichmäßige Verteilung der Chromosomen in der Äquatorialebene sowie
- ihre Überlagerung und Verklebung untereinander.

Es kommt zu keiner regelrechten Verteilung in der Anaphase, Auftreten von Chromosomenstücken (Fragmentation). Bei Ausbleiben der Plasmaeinschnürung in der Telophase können – wie bei der Störung der Amitose – mehrkernige Riesenzellen entstehen, und zwar besonders bei malignen Geschwülsten (Anaplasie).

2.3 Störungen des Zellstoffwechsels
Die biologische Oxidation stellt die für die Zelle notwendige Energie bereit und gewährleistet dadurch Struktur und Funktion des Systems. Eine einwandfreie Funktion setzt die ausreichende Zufuhr der erforderlichen Nährstoffe voraus und verlangt andererseits ein regelrecht funktionierendes Zellsystem (Abb. 2-2). Störungen der Zufuhr oder der Verarbeitung können deshalb zu pathologischen Veränderungen führen.