Hygiene daheim

von: Franz Sitzmann

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456943152 , 359 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 28,99 EUR

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Hygiene daheim


 

3 Infektiologie (S. 49)

3.1 Eindringen, Absondern und Übertragen von Infektions keimen
Während seiner Evolution, und sie setzt sich weiter fort, ist der Mensch ständig mikrobiellen Infekten ausgesetzt. Dabei kommt es über verschiedene Wege zum Absondern von Mikroorganismen. Aber auch an gesunden Tagen gibt der Mensch Mikroorganismen ab, nimmt sie in seinen Körper auf und lebt mit ihnen. Mit diesen Themen befasst sich der folgende Text.

Einleitung
Über verschiedene Körperfunktionen und Organsysteme des Menschen geschieht der Austausch von Mikroorganismen mit seiner Umwelt. In Kontakt kommen die Mikroorganismen mit dem Menschen über:

die Haut
die Atemwege
den Verdauungstrakt
den Urogenitaltrakt

Eintrittspforte Haut. Mikroorganismen, die nicht zur normalen Hautflora gehören, werden norma lerweise schnell unschädlich gemacht. Dabei spielen eine wesentliche Rolle die Fettsäuren, die der Haut einen pH zwischen 4 und 5 ver- leihen, sowie Sub stanzen aus den Talg- und anderen Drüsen und Stoffwechselprodukte der nor - malen Bak terienflora. So schützt ein Haut-Protein namens Psoriasin vor Infektionen mit Kolibakterien (Anonym, 2004).

Zu häufiges Waschen mit alkalischen Seifen zerstört diesen Schutz. Verschiedene Arten von Pilzen (Dermatophyten) infizieren die Keratinstrukturen der Haut (oberste Hautschicht, Haare, Nägel). Die Pilze wachsen darin nach unten in das Keratin und es kommt zu einer Infektion. Üblicherweise erfolgt eine Infektion aber an Wunden, Abschürfungen oder Verbrennungen.

Selbst minimale Verletzungen der Hautober fläche können virulenten (mit hoher krankmachender Kraft) Mikroorganismen eine Eintrittspforte bieten. Beißende und stechende Insekten wie z. B. die weibliche Anopheles-Mücke (Überträger der Malaria tropica), Zecken und Flöhe durchdringen die Haut des Menschen zu Er nährungszwecken und können somit infektiöse Mikroorganismen oder Pa rasiten in den Körper einschleusen.

Die Bindehaut wird durch permanentes Spülen mit Tränenflüssigkeit und die scheibenwischerähnlichen Bewegungen des Augenlides sauber gehalten. Daher müssen die Mikroorganismen, welche die normale Bindehaut infizie ren (Chlamydien und Gonokokken) sehr wirkungsvolle Anheftungsmechanismen be sitzen.

Wenn aber diese lokale Abwehrmechanismen gestört sind, etwa durch verminderte Sekretion der Tränendrüse oder Beschädigung der Bindehaut oder des Lides, dann können selbst übliche Hautkeime die Bindehaut besiedeln.

Eintrittspforte Atemwege. Luft enthält viele Schwebepartikel wie Ruß, Staub und Mikroorganismen. In nerhalb von Gebäuden findet man etwa 500 bis 1000 Mikroorganismen pro m3 Luft. Im Ruhezustand atmet der Mensch 6 l Luft pro min ein und inhaliert somit bis zu 10 000 Keime/d in seine Lungen. Die bakterienhaltigen Schleimmassen der Atemwege werden durch gerichtete Bewegung der Zilien in den Nasenrachenraum (Oropharynx) befördert, abgehustet oder verschluckt.

Das einfachste Mittel, diesem Schicksal zu entgehen, ist es, sich fest an die Ober fläche der Zellen der mukoziliären Schicht (Schleim der Flimmerhärchen) anzuheften. Eine andere Möglichkeit, wie die physiologische Reinigung gestört werden kann, ist die Hemmung der Zilienbewegung (Tab. 3-1-1). Das Pathogen des Keuchhustens, Bordetella pertussis, heftet sich nicht nur an die Zellen des respiratorischen Epithels an, sondern lähmt auch die Aktivität der Flimmerbewegung. Die Zilienfunktion stören auch Virusinfektionen und die Inhalation toxischer Gase, z. B. Zigarettenrauch.

Mikroorganismen, welche die Lungenbläschen erreichen, stoßen auf die Alveolarmakrophagen, deren Aufgabe es ist, Fremdpartikel zu beseitigen.