Kindernotfälle im Rettungsdienst

von: Frank Flake, Frank Scheinichen

Springer-Verlag, 2007

ISBN: 9783540465683 , 268 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,99 EUR

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Kindernotfälle im Rettungsdienst


 

9 Typische Fallbeispiele (S. 209-211)

Beim Umgang mit einem verletzten oder erkrankten Kind begegnen einem immer wieder typische Situationen. Trotz der »Individualität« eines jeden Falles ist der Ablauf nicht selten völlig gleich. Die folgenden Fallbeispiele sollen helfen, sich diese Notfälle vertrauter zu machen. Dennoch ist natürlich Vorsicht geboten. Die Vergleichbarkeit mit einem der folgenden Fälle ersetzt nicht die gründliche Diagnostik vor Ort!

9.1 Verkehrsunfall mit Kind

Einsatzmeldung

An einem Montag im September werden RTW und NEF um ca. 13:00 Uhr zu einer viel befahrenen Straße gerufen. Die Einsatzmeldung lautet: »Verkehrsunfall mit Kind«. Nähere Angaben können zu diesem Zeitpunkt nicht gemacht werden. Auf der Anfahrt ergeben sich keine Besonderheiten. Der RTW trifft nach 3 min. am Einsatzort ein. Das NEF benötigt ca. 5 min. länger.

Situation am Einsatzort
Bereits aus dem RTW ist die Unfallstelle einsehbar. Auf der Straße steht ein PKW, davor liegt ein Fahrrad, welches offensichtlich von dem PKW erfasst wurde. Am Straßenrand auf dem Fußweg liegt ein Kind. Passanten knien neben dem Kind und haben bereits mit der Erstversorgung begonnen. Es ergibt sich folgendes Bild: Der 7-jährige Junge soll laut Aussage des PKW-Fahrers und einiger Passanten versucht haben, die Straße zu überqueren. Dabei wurde er von dem PKW erfasst und vom Fahrrad gerissen. Der Junge sei zunächst nicht ansprechbar gewesen, klare aber nun zusehends auf.

Maßnahmen
RS/RA
Bei der durchgeführten Untersuchung reagiert der Junge auf Ansprache und kann sowohl seinen Namen als auch seine Adresse nennen. An den Unfall erinnert er sich jedoch nicht. Beim Basischeck findet sich eine Blutung aus dem linken Ohr sowie einige Schürf- und Prellwunden.

Die Extremitäten sind ansonsten frei beweglich. Einen Anhaltspunkt für den Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung ergibt sich nicht. Zeitgleich werden die Kreislaufparameter erhoben, Pulsoxymeter und EKG angelegt. Nachdem nun auch der Notarzt eingetroffen ist, werden ihm die erhobenen Befunde mitgeteilt. Neben der Beschreibung des Unfallherganges sind dies folgende Parameter: RR 120/60 mmHg, mit einer Frequenz von 80/min. kräftig und gut tastbar, SpO2 96%.

Das EKG zeigt einen Sinusrhythmus. Auf Grund der Befunde wird die Arbeitsdiagnose Schädel-Hirn-Trauma (Kap. 3.3) (Schädelbasisfraktur und Commotio) gestellt. Das Team entschließt sich zu einem relativ zügigen Transport in die ca. 10 min. vom Einsatzort entfernte Klinik. Die Rettungsassistenten legen dem Kind prophylaktisch einen Immobilisationskragen an und lagern ihn mit einer Schaufeltrage auf der Vakuummatratze.

Notarzt
Nach Verbringen des Kindes in den RTW legt der Notarzt einen venösen Zugang und infundiert langsam eine kristalloide Lösung. Ebenfalls werden 6 l O2 über eine Nasenbrille appliziert. Da das Kind weiterhin ansprechbar ist, entschließt sich der Notarzt dazu, es nicht zu intubieren.

Transport und Übergabe
Unter Voranmeldung wird das Kind umgehend in die nächste Neurochirurgische Abteilung transportiert. Während des Transportes reagiert es weiterhin auf Ansprache. Das lückenlose Monitoring wird fortgesetzt. Ansonsten ergeben sich keine Besonderheiten. Nach ca. 9 min. Transportzeit wird das Kind an den aufnehmenden Neurochirurgen übergeben. Noch während der Anwesenheit des Rettungsteams trübt das Kind zunehmend ein und wird umgehend vom Klinikpersonal weiterversorgt. Sowohl RTW als auch Notarzt werden praktisch zeitgleich zu einem erneuten Einsatz gerufen.